Das Grauen

Heute war es soweit: wir haben die Bekanntschaft mit dem australischen Ungetier gemacht.
Eigentlich war es ein gemütlicher Abend mit blöden Rätselspielen. Möre saß mir mit ihrer Schale Müsli gegenüber. Ich war gerade dabei, des Rätsels Lösung zu verlesen, als Miriam mit schreckgeweiteten Augen neben meinen Kopf deutet: eine wirklich eklige, gelbe Spinne saß innen an unserem Fenster. Eigentlich wollte ich nur die Tür aufmachen, um sie rauszulassen, aber als ich meine Hand nach dem Türgriff ausstrecken wollte, ließ sich die Spinne fallen. Schnell wuselte sie über mein Knie und ich konnte nichts tun als, im Schockzustand die Arme von mir zu strecken und Geräusche wie ein sterbendes Eichhörnchen zu machen. Möres Lösung war da deutlich ausgeklügelter: als die Spinne von meinem Bein abließ und sich Richtung Miriam bewegte, sprang sie kurzentschlossen, mit wildem Kriegsgeschrei, auf und kippte mir ihr Müsli über. Ohne Vorwarnung. Aber die Taktik ging auf. Die Spinne, jetzt irritiert und ängstlich, suchte Schutz unter einer Spielkarte. Dort konnte sie sich nicht unseres Deckel-Luftangriffs erwehren. Der Feind wurde sorgsam draußen aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Er hinterlässt ein Feld der Verwüstung: ein dreckiges Bett und eine nasse Anna, aber eine erleichterte Möre.



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